Die Geschichte des Tango Argentino


 

Die Geschichte des Tango beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts in Buenos Aires, Argentinien und parallel dazu auch in Montevideo, Uruguay. Das Land, ursprüglich von verschiedenen Indiostämmen besiedelt, war seit der Entdeckung von Südamerika durch Christoph Columbus und der Gründung der Stadt Santa María de los Buenos Aires am Rio de la Plata, eine spanische Kolonie. Erst durch eine Unzahl von Unabhängikeits- und Bürgerkriegen formte siche der Staat und die Verfassung wie wir sie heute kennen im Jahr 1853. Bis zur grossen Einwanderungswelle bestand die argentinische Bevölkerung aus Kreolen (Nachkommen der Spanischen Eroberer), aus angestammten Indios der verschiedensten Stämme, aus afrikanischen Sklaven und aus allen ausdenkbaren Mischformen. Sie zeichnete sich durch starke regionale Unterschiede aus.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde Buenos Aires von Immigranten aus Europa überflutet. Millionen von Italienern, Spaniern, Deutschen, Polen, Franzosen aber auch kreolische Gauchos aus dem argentinischen Hinterland verwandelten die Stadt in einen kulturellen Schmelztiegel, in dem sich die Gegensätze aneinander rieben, bis sich schließlich in den Vorstädten eine gemeinsame Kultur entwickelte. Zuerst entstand die Milonga, noch stark beeinflusst von argentinischer Folklore und afrikanischen und kubanischen Elementen. Eine fröhliche, schnelle Musik im zweiviertel Takt gespielt mit den einfachen Instrumenten der unteren sozialen Schichten: Gitarre, Geige, Flöte. Durch die Hinterhöfe der billigen Absteigen klang diese Musik und auch schon bald die Schritte der Tänzer. Inspiriert von den afrikanischen Tänzen fand sich bald eine gemeinsame Bewegung, die wir heute Milonga nennen. Aus dieser entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten der Tango. Gesetzter, langsamer und melancholischer. Eine hochstehende Musik und ein abenteuerlicher Tanz mit vielseitigen Phrasierungen und einer dichten, starken Dynamik. Anfangs des 20. Jahrhunderts begann man auch den Vals Boston in den Tango einzubeziehen. So entstand der Tango im dreiviertel Takt als eleganter, luftiger Gegenpol, den man auch Vals criollo nannte.
In den 30er Jahren setzte eine rasante Entwicklung ein. Es bildeten sich zahlreiche Orchester mit eigenen, sehr charakteristischen Stilen. Ebenso entstanden viele Tanzstile, da sich der Tanz sehr an der Musik orientierte aber auch auf politische und soziale Veränderungen reagierte.

Die 60er, 70er und 80er Jahre waren durch politische Quereleien, Umstürze, Militärdiktaturen gezeichnet. Teilweise wurde der Tango verboten, teilweise gab es Versammlungsverbote die die Durchführung der Tanzabende (genannt Milingas) verunmöglichten. Auch das Interesse der Bevölkerung sank durch den Einfluss nordamerikansicher und europäischer Pop- und Rockmusik. Man tanzte lieber Rock'n'Roll als den Tango der Väter und Grossväter. Es war einfach nicht mehr Zeitgemäss.

Gleichwohl setzte in der Musik eine Weiterentwicklung ein, deren prominentester Vertreter, Astor Piazzolla, ausserhalb Argentiniens den Tango evolutionierte und mit anderen Musikstilen vermischte. Er gebar somit Neues, von dem man sich lange Fragte ob es denn noch Tango sei, oder nicht. Auf der klassicheren Linie arbeiteten Osvaldo Pugliese und Anibal Troilo weiter und auch der Tango Canción wurde in dieser Zeit mit Roberto Goyeneche und Rubén Juarez wiederentdeckt.

Der Tanz musste bis Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts auf seine Wiederentdeckung warten. Diese verdankt er hauptsächlich europäischen Tänzern, die unter dem Motto "Da war doch noch was" in Argentinien die letzten und wenigen Exponenten des Tangotanzes aufspürten.

Ender der 90er Jahre nahmen auch junge Musiker das Thema an und starteten Versuche Tango mit Techno oder anderen modernen Musikformen zu vermischen und auch der Tanz hat sich stark verändert